„Nella Dan“ – Ein Traumschiff !?

Vorgeschichte:
Seit meinem 6ten Lebensjahr baue ich Kartonmodelle der „Wilhelmshavener Modellbaubögen“. Als vor einigen Jahren das Kartonmodell der „Nella Dan“ auf den Markt kam, war ich in dieses Schiff verliebt. Immer wollte ich gerade dieses Schiff als richtiges schwimmfähiges Modell bauen. Dazu kam es aber erst, als ich dem SMC Albatros Ellerau e.V. beitrat.

Das Original:
Die „Nella Dan“ wurde von der Reederei J. Lauritzen, mit Sitz in Kopenhagen (Dänemark) bei der Aalborg Vaerft in Auftrag gegeben und 1961 unter der Baunummer 109 abgeliefert. Das Schiff hatte eine Länge von 75,149 Meter, eine Breite von 14,3 Meter und einen Tiefgang von 7,32 Meter und war vermessen mit 2206,41 BRT / 1060,04 NRT. Den Antrieb besorgte ein 8 Zylinder Burmeister & Wains Diesel mit einer Leistung von 2520 PS und gab dem Schiff bei voller Beladung eine Geschwindigkeit von 13 kn. In 11 Kabinen fanden 42 Passagiere Platz.

Die Klassifizierung war wie folgt:
Lloyds + 100 A 1 strengthened for navigation in Ice class I. Strengthening finish Ice class I A. Speciel strengthened for arctic and antarctic service. Zu gut deutsch konnte dieses Schiff auch dort allein fahren, wo eine geschlossenen Eisdecke war ohne das ein Eisbrecher ihr Geleit geben musste.

In den letzten Jahren wurde das Schiff nach einigen Umbauten, welche das Erscheinungsbild stark veränderten, als Forschungsschiff in der Arktisfahrt eingesetzt, bis es das vor einigen Jahren durch ein Unglück in der Antarktis verloren ging. Mit einer Dienstzeit von über 30 Jahren konnte man dieses Schiff schon als Oldtimer bezeichnen, wobei es aber immer noch seinen aktiven Dienst versah.

Das Modell:
Die „Nella Dan“ wurde von mir das erste Mal als Kartonmodell gebaut. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich schrieb an Lauritzen und an die Aalborg Vaerft und schon nach kurzer Zeit bekam ich Post. Ein sehr nettes Begleitschreiben und alle Unterlagen, die ich für den Bau benötigte. Ich fing an zu sinnieren. Ich kannte das Kartonmodell, welches im Maßstab 1:250 gehalten war und rechnete um. Die Werftpläne waren im Maßstab 1:100 gezeichnet. Das war mit zu klein und bei dem was ich dem Modell abverlangen wollte!?

Also war mit klar, der Maßstab muss 1:50 sein. Das ergibt für das Modell eine Länge von 1515 mm, eine Breite von 290 mm und einen Tiefgang von 150 mm. Das ergibt ein Modellgewicht von ca. 26 – 28 kg. So musste sich seetüchtig sein. Ich wollte mein Modell dann zu Wasser lassen, wenn andere ihre Modelle rausholen mussten. Dies hatte zur Folge, dass ich den Rumpf recht stabil bauen musste. Zuerst kopierte ich den Spantenriss von Hand, sägte die Spannten aus und baute das Modell nach guter alter Väter Sitte auf einem Hellingbrett über Kopf. Was dann folgte, ist jedem klar und bedarf keiner Beschreibung. Nachdem ich den Rumpf vom Brett abgenommen hatte, strich ich den Rumpf mit Kunstharz von Innen aus, was zur Folge hatte, dass ich fast aus dem Clubraum rausgeworfen wurde, weil das Harz lange nachgaste. Der nächste Schritt war der Einbau eines Doppelbodens, der dem ganzen eine sehr hohe Steifigkeit gab und dem Schiff einen relativ niedrigen Grundschwerpunkt. Ebenfalls baute ich Schotten ein, wie sie auf dem Werftplan eingezeichnet waren. Dadurch erhielt ich 6 wasserdichte Abteilungen. Alles was jetzt folgte hat jeder schon einmal mitgemacht, der so ein Modell gebaut hat. Bei mir gab es nur eine kleine Änderung, alle Decks und Aufbauten sind zu 90% aus 0,2 mm Messingblech hergestellt.

Die Antriebsanlage besteht aus einem Solarmotor, der bei 18 Volt seine volle Leistung entwickelt, aber dabei nur 0,9 bis 1,1 Ampere zieht. Abweichend vom Original, wobei ich einem fehlerhaften Foto aufsaß, bekam das Modell einen Verstellpropeller. Dieser Antrieb hat Vor- und Nachteile, da alleine der Vortrieb mit zwei Hebeln der Fernsteueranlage vonstatten gehen muss. Der eine für die Drehzahl des Motors, der andere für die Verstellung der Propellerflügel. Aber mit der Zeit bekommt man den Dreh raus. Das Ruder wird direkt von einem Servo angetrieben, d. h. ich habe das Servo über Kopf direkt auf die Ruderwelle gesetzt und dadurch lange Hebel und Stangen vermieden. Diese Anordnung war möglich, weil sich über dem Ruder ein kleinerer Decksaufbau befindet.

Die Ladewinden und die Ankerwinsch sind Eigenherstellungen, da solche Details nicht auf dem Markt sind oder nicht genau den Zeichnungen des Originals entsprechen. Außerdem macht das Selberbauen viel mehr Spaß. Die Drehteile sind aus Aluminium und der Korpus aus ABS. Die Anker sind Kaufteile, ebenfalls die Ketten. Alle Seilführungen, Blöcke usw. sind aus eigener Herstellung aus Messing gefertigt. Die Relings, Poller, Scheinwerfer, Masten und die Ausrüstungsgegenstände sind ebenfalls aus Messing gefertigt.

Um mit diesem Schiff auch Nachts fahren zu können mussten Positionslampen angefertigt werden. Doch das war noch lange nicht alles. Wie sieht es denn aus, wenn ein Frachtschiff des Nachts nur mit Positionslampen fährt. Die Innenbeleuchtung, die Beleuchtung der Gänge, des Unterdecks und der Niedergänge usw. müssen natürlich auch vorhanden sein. Auf meinem Schiff habe ich ca. 80 6V Lämpchen verarbeitet, die ich in 6 verschiedenen Stufen schalten kann.

Stufe 0 –  Gesamte Beleuchtung aus
Stufe 1 –  Hafen I Beleuchtung innen, Außengänge usw.
Stufe 2 –  Hafen II Hafen I + Niedergänge vorn
Stufe 3 –  Hafen III Hafen I+II + Ankerbeleuchtung
Stufe 4 –  Hafen IV Hafen I,II,III + Arbeitsbeleuchtung
Stufe 5 –  In Fahrt Stufe 1 + Positionsbeleuchtung
Stufe 6 –  Wie Stufe 0

Ich hoffe, dass ich dadurch eine relativ realistische Beleuchtung auf dem Schiff realisiert habe. Die „Nella Dan“ besaß 4 Rettungsboote, 2 große, die an Bootsdavids hängen, eine kleinere Motorbarkasse auf dem Helideck achtern und eine kleine Gig auf dem Roof hinter dem Schornstein. Diese Boote müssen mit den Davids zusammen ebenfalls in Eigenarbeit hergestellt werden. Selbst die Flaggen müssen diesen Weg gehen.

Die Farbgebung entspricht dem Auslieferungszustand:
Unterwasserschiff rostbraun, Überwasserschiff bordeauxrot, Decks, Luken, Winschen braun, Aufbauten hellgelb, Boote, Masten, Schornstein bordeauxrot

Zur Vervollständigung nun noch das Rufzeichen: OZKC, Heimathafen: Esbjerg

Ich hoffe, dass ich mit meiner Beschreibung für einige Modellbauer einen kleinen Anreiz gegeben habe, um so ein Schiff oder ein Schwesterschiff der gleichen Reederei zu bauen.

Bericht und Fotos: Friedrich Günther