Kanu-Fahrt Juni 2003 auf der Warnow


Mitte Juni war es wieder soweit. Was schon fasst zur Tradition geworden ist, musste natürlich auch in diesem Jahr stattfinden. „Die Kanutour“; Dieses mal ging es nach Bützow, ein kleines Städtchen im Osten Deutschlands, nahe Wismar. In und um Bützow fließt die Warnow. Ergänzt wird das Flusssystem durch mehrere Seen, z.B. der Bützower See. An diesem See befindet sich ein Wasserwanderrastplatz, wo wir das Wochenende über gecampt haben.

Nun aber erst zum Anfang.

Am Freitagnachmittag ging es mit vollgepackten Autos los. In Lübeck kam es fasst zu einem Crash. Der Fahrer von einem Wohnmobil stellte relativ spät fest, dass er sich nicht richtig eingeordnet hatte. Dieser Fahrer meinte dann, ohne den Blinker zu setzen, die Fahrspur wechseln zu müssen. Es folgte ein Hupkonzert und Frank und ich schauten auf das Kennzeichen. Na klar, ein PI, was sonst?! PI – HG, „Harald Gietz“, das war ein Lacher! Um 18:30 Uhr kamen wir am Wasserrastplatz an. Jörg, kurz vor uns angekommen, zeigte uns, wo wir unsere Zelte aufschlagen konnten. Jeder suchte sich ein Plätzchen, Frank und ich einen „Platz“. Jörg, der neben uns sein Zelt aufschlug, musste immer Stück für Stück weichen. Wo jeder sein kleines Igluzelt hervorholte, kamen wir mit einem 4,4x 4,4 Meter Zelt an. Was haben wir uns noch gefreut, dass wir Harald auf der Autobahn überholt haben! Wer zum Schluss lacht, lacht am besten. Das dachte Harald sich auch. Eine halbe Stunde später trudelte er auch mit seinem Wohnmobil ein. Stellte sich hin, nahm mit Tochter Kim die Liegestühle raus und relaxte uns grinsend beobachtend, wie wir uns mit den Zelten abmühten.

Für großen Spaß sorgte schließlich Christian. Sein kleines Zelt hatte er ziemlich schnell aufgebaut und auch seine Luftmatratze war schnell aufgepumpt. Nur wie sollte jetzt die Luftmatratze ins Zelt? Die Matratze gigantisch groß, im Gegensatz zu seinem kleinen Igluzelt. Während wir herzhaft am Lachen waren, musste Christian ziemlich manövrieren. Im leicht gebogenen Zustand, schaffte er es dennoch sie ins Zelt zu bugsieren. Platz hatte er zwar keinen mehr, aber egal. Inzwischen wurde der Grill vorbereitet und es roch schon lecker nach Würstchen. So verbrachten wir einen schönen ersten Abend, wo viel gelacht und gescherzt wurde. Unsere Jugendlichen erkundeten erst mal die Gegend. Reiner Bischoff machte es sich in seinem spezial „Campingoutdoorstuhl“ gemütlich. Mit Fußstütze, Sonnenschirmhalter und das Wichtigste, so versicherte er mir, der „Getränkedosenhalter“. „Ein bisschen Luxus braucht der Mensch“. Harald und Bärchen mussten dann auch noch mal dringend weg, um im Ort einen Bäcker zu suchen. Sie waren eben sehr an unserem Wohlergehen interessiert. Das der Ort so groß ist, dass diese Suche mehrere Stunden gedauert hat, ist mir gar nicht so bewusst geworden (Grins).

Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück los. Wir wurden von dem Bootsvermieter um 10:00 Uhr in Weitendorf erwartet. Das war unser Ausgangspunkt. Von dort sollte es dann 33 Km auf der Warnow Richtung Bützower See gehen, wo sich unser Campingplatz befindet. Der Bootsvermieter erzählte uns, das es eine schöne Strecke wäre. Nach einer ruhigen Passage, soll ein Wildwasserbereich folgen, der insofern spannend ist, da dieser Bereich relativ flach ist, kurvenreich, mit im Wasser liegendem Geäst, tief ins Wasser hängende Baumkronen, Felsgestein im flachen Wasser und flachen Brücken. Ich, bei meiner ersten Kanutour, war „begeistert“.

Es lag, so dachten wir, eine Strecke von ca. 6 Std. vor uns. Frohenmutes und gutgelaunt machten wir uns auf den Weg. Den ruhigen Part nutzten wir dazu um uns mit unserem Partner einzupaddeln. Schnell bemerkte ich das der Paddler gut zu tun hatte, während der Steuermann ganz entspannt zu sein schien. Ich beschwerte mich motzender weise natürlich bei meinem Mann, der grinsend einen Platztausch vorschlug. Dieser Tausch war nur von kurzer Dauer, denn ziemlich bald war mir klar, das dieser Job noch anstrengender ist (jedenfalls für mich). Es klappte nämlich gar nicht, also alles wieder rückgängig und von da an hieß es paddeln, paddeln, paddeln. Aber auch die anderen hatten so ihre Anfangsprobleme und mussten den richtigen Schlag erst herausfinden. Reiner der wirklich an alles Wichtige gedacht hatte, testete erst mal im Kanu seine „Getränkedosenhalterung“ aus. Ihr wisst ja, „ein bisschen Luxus braucht der Mensch“: Na, dann mal Prost.

Eine Stunde später wurde es dann spaßig, der Fluss wurde schneller und flacher. Man musste genau abchecken wo man längspaddelte, da man sonst der Gefahr unterlief auf Grund zu laufen. Kurzpassagen wurden immer spannender und dann passierte es; etwas was auf keiner Kanutour fehlen darf. Ein Boot kenterte. Ein etwas schnellerer und flacherer Teil, mit Stromschnellen erwartete uns. Einer nach dem anderen fuhr ohne Probleme durch. Am Ende bildete sich aber ein kleiner Stau und als Reiner und Harald mit Hund ankamen, ging es nicht so richtig weiter und sie hielten sich am überhängenden Baum fest. Das Kanu drehte sich, mittlerweile kamen aber Frank und ich an und konnten nicht mehr ausweichen. Als wir schon fasst vorbei waren, verlagerte Kara sein Gewicht und das unvermeidliche geschah. Wie im Zeitlupentempo rutschte das Boot in eine Richtung weg und alle drei landeten im Wasser. Ehrlich Jungs, das sah zu witzig aus.

Zeit für eine Pause, von der Uhrzeit passte es genau und wir fanden schnell ein schönes Plätzchen. Eine halbe Stunde später ging es weiter und das nächste Hindernis ließ auch nicht lange auf sich warten. Eine Brücke!!! Eine sehr flache Brücke!!!! Nein, nein, nein, da fahre ich nicht unter durch. Während die anderen die Hürde ohne große Probleme nahmen, hatte „ich“ ein gewaltiges Problem. Die Brücke war so flach, dass da gerade das Boot darunter durch passte. Direkt neben uns befanden sich Harald und Reiner. Reiner bestens ausgestattet, hatte eine glorreiche Idee. Einen „Feigling“ für den Feigling um die Nerven zu beruhigen. Nun ging es. Zwar war ich sehr angespannt, aber es konnte weitergehen.

Nach 4 Std. hatten wir die schwierige Hälfte unserer Strecke geschafft. Die Kanus mussten umgesetzt werden, wo dann Frank und ich fasst gekentert wären. Nun sollte es ganz ruhig und gemütlich weitergehen bis zum Bützower See. Da dieser Abschnitt wirklich sehr ruhig war, kaum Strömung, zog sich die Strecke endlos hin. Die Karte täuschte uns auch, wir glaubten uns näher am Ziel als was wir wirklich waren. Irgendwann unkte Harald, das wir noch ziemlich lange paddeln werden und nicht vor 19:30 Uhr am Ziel sein werden. Wie recht sollte er behalten.

So allmählich schob sich die Gruppe auseinander. Das Schlusslicht bildeten die Jugendlichen, die zum einen kaputt waren, zum anderen die Richtung nicht halten konnten und immer im Zickzack fuhren. Harald, Reiner, Frank und ich nahmen uns ihrer an und versuchten sie aufzumuntern. Was aber passiert, wenn 2 Männer und 3 Jugendliche meinen eine Wasserschlacht im Kanu veranstalten zu müssen? Ein Boot wird kentern!!!!! Klar, das es die 3 Kids treffen würde. Was zuerst harmlos und witzig aussah, gestaltete sich anschließend zu einer zeitaufwendigen und kraftanstrengenden Bergung eines Kanus. Es gab kein richtiges Ufer, wo man vernünftig Anlegen und aussteigen konnte um das Boot umzudrehen. Das Wasser war tief, das Ufer morastig und stark mit Büschen und Bäumen bewachsen. Jetzt hatten wir ein wirklich kleines Problem. Die Jugendlichen schlängelten sich ans Ufer rauf und trockneten sich erst mal ab und zogen sich soweit es ging trockene Klamotten an. Frank konnte mich nur mit Mühe im Kanu halten, weil mein einziger Gedanke war, rein ins Wasser um zu helfen. Das wäre`ne Katastrophe geworden. Im nachhinein ist man immer schlauer. Ruhig hingegen blieben Reiner und Harald. Harald gelang es ebenfalls an Land zu gehen und schaffte es nach einer ¾ Std. harter Arbeit das Kanu umzudrehen. Das war ein richtiger Kraftakt und wir anderen 3 waren zum Zuschauen verdonnert. So was ist wirklich hart, man möchte Helfen und kann nicht.

Jetzt konnte es weiter gehen, die Strecke zog sich endlos dahin. Die Gegend traumhaft schön, die Strecke einfach zu lang. Keine Strömung, nichts. Von den anderen aus unserer Gruppe keine Spur. Unter einer Brücke, wo wir unser Team für kurze Zeit wieder getroffen haben, machten wir noch mal kurz Rast, die hatte sich Harald redlich verdient und eines der Jugendlichen brauchte ein trockenes T-Shirt. Nach einem Aufmunterungsschlückchen ging es weiter. Kein Ende in Sicht, wir waren allein mit der Natur und fix und fertig. Zum Schluss hätten wir uns noch fasst verfahren, wenn Harald nicht aufgepasst hätte. Es ging links ein kleiner Seitenkanal ab, der uns zum See führen sollte. Frank schien er zu klein und so ruderten wir gerade aus, bis Harald uns zurückpfiff. Gott sei Dank, denn der brachte uns tatsächlich zum See, den wir noch einmal quer überfahren mussten und endlich um 19:30 Uhr waren wir am Ziel. Die Stimmung war bei allen Beteiligten, geprägt durch Hunger, Durst und schmerzenden Knochen, etwas gereizt.

Der Grill wurde angeschmissen und als jeder was zu essen, trinken und zu rauchen hatte entspannte sich die Lage doch zusehends. Wir alle waren ziemlich müde und einige gingen relativ früh in ihre Zelte. Eigentlich wollten alle schlafen gehen, doch auf Haralds drängen hin, zogen wir zu fünft noch mal los um ein Bierchen zu trinken. Nach einer außerplanmäßigen Stadtführung haben wir schließlich eine offene Kneipe gefunden. Gerade als das Bier kam, knickte Harald total ein, trank sehr schnell aus und verabschiedete sich. Lange blieben wir dann auch nicht mehr, wir waren alle müde und es hieß schnell ins Zelt und schlafen.

Am nächsten Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück, fingen wir an die Zelte abzubauen und den Platz aufzuräumen. Am späten Vormittag machten wir uns alle auf den Weg zurück und kamen am Nachmittag in Ellerau an.

Abschließend bleibt noch zu sagen, dass wir Superglück mit dem Wetter hatten. Das erste mal seit mehreren Jahren, das wir das Partyzelt nicht als Schutz aufbauen mussten. Die Gegend um Bützow ist traumhaft schön und die Warnow auf alle Fälle eine Kanutour wert. Der Wasserwanderrastplatz ist ebenfalls schön gelegen und war sehr sauber. Beides hat Reiner super ausgesucht. Schön war ebenfalls das wir auch Jugendliche dabei hatten. Es wäre sehr schön auch im nächsten Jahr, sollte wieder traditionsgemäß eine Kanutour stattfinden, Jugendliche dabei zu haben.

Bericht und Fotos:
Maike Westphal