Nachdem ich den amerikanischen Zerstörer USS „Kimberly“ vollendet habe, sollte ich normalerweise an meinem Eisbrecher weiterbauen. Aber wie das Leben so spielt, war die Lust und Energie nicht mehr die, die zur Weiterführung des Baues von Nöten wäre. Außerdem hatte ich ja noch einen Werftplan von einem Fährschiff. Irgendwie hatte sich das Schiff in meinem Hirnkastl festgesetzt. Ihr lieben Modellbauer aus aller Welt, ihr könnt mich doch bestimmt verstehen. So ist es doch bestimmt schon jeden ergangen. Oder ????? Also Pläne raus, reingedacht und studiert ———- und „JAAAAA“, das ist das! Wieder mal ein Modell was bestimmt keiner hat. Ich bin nämlich so einer, Modelle wie man sie auf jeden Teich duzende male sehen kann, „törnen“ mich nicht an. Von einem Generalplan bauen ist viel interessanter. So nun ganz kurz zu dem Schiff.
Die „Black Prince“ wurde 1966 für die „Fred Olsen Linie“ in Oslo gebaut. Sie hat eine Länge von 141,00 m, eine Breite von 20,00 m und einen Tiefgang von 6,50 m. dabei verdrängte sie ca. 8600 t. Angetrieben wurde sie von zwei 12 Zylinder V-Motoren auf zwei Verstellpropeller, die ihr eine Dienstgeschwindigkeit von 22,5 kn verliehen. Die Bauwerft war die „Lübecker Flender Werft“, die auch das Schwesterschiff „Black Watch-Jupiter“ gebaut hat. Die „Black Prince“ versah ihren Dienst Christians Sand, Newcastl und den Canaren. Auf der Hintour konnte sie auf den oberen Decks PKW’s und LKW´s, auf den unteren Decks, die als Kühlräume gebaut waren, leicht verderbliche Waren und in den untersten Decks, die als Kühlräume konzipiert waren, konnte Gefrierfleisch bis –25° gefahren werden. Auf der Rücktour wurden ebenfalls PKW’s, LKW´s und in den Kühlräumen Südfrüchte mitgenommen. Die Beladung wurde durch eine Heckklappe, und durch zwei an der Steuerbordseite befindlichen Seitentüren vorgenommen. Somit war dieses Schiff vielfältig einsetzbar.
Nun zum Bau: Als erstes ließ ich von dem Kopierdienst „Copyland“ Harksheider Weg 140, in Quickborn den Spantenriss, den Seitenriss und den Draufriss im Maßstab 1:100 vergrößern, da die meisten Generalpläne im Maßstab 1:200 gehalten sind. Um den Spantabstand zu ermitteln musste ich erst einmal sehen wo die Spanten überhaupt standen. Meistens ist es so, die Konstruktionsspanten haben einen anderen Abstand als die Bauspanten. Außerdem war mir die Anzahl der Spanten zu gering. Ganz schnell fand ich heraus, dass der“0″-Spant auf der Zeichnung genau der gleiche war, wie der auf dem Spantenriss. Nun war alles ganz einfach. Den Standort der Bauspanten auf dem Generalplan einzeichnen und schon konnte ich mit dem Bau beginnen. Der Rumpf ist bis zum Wagendeck in sechs wasserdichte Abteile aufgegliedert. Im mittleren Segment befinden sich die Akkus und die Motoren. Im vorderen Bereich sind die Memoryschalter und der Empfänger und im hinteren Segment, hinter den Motoren die Rudermaschine und die Fahrtenregler.
Für diesen Bau kam wieder die gute alte „ÜBERKOPF“ Bauweise zur Anwendung. Also wie immer Spanten aufstellen, Kiel aufsetzen alles ausrichten und mit der Helling verbinden. Zur weiteren Festigung habe ich Stringer eingesetzt und zwar jeweils in Höhe der Decks. Das ergab also fünf Stringer pro Seite. (Sch…… arbeit), aber gut. Von wegen die Festigkeit, du verstehen? Denn die Spanten sind nur aus 2mm Sperrholz und es sind nur Rahmenspanten, 10mm! In die vorher in die Spanten gebohrten Löcher ( 6mm jeweils eins auf beiden Seiten ) in der Höhe der Wasserlinie, zog ich dann schon die benötigten Kabel.
Nun kam die Arbeit an der Außenhaut. Die obere Außenhaut im Bereich der Fensterlinie, vom Wagendeck bis zum Bootsdeck, stellte ich aus 1mm Sperrholz her, ebenso den Boden und die gesamten glatten Teile. Alles andere wurde mit von mir gesägten Planken, 2 x 6 mm beplankt. Der gesamte Rumpf, ohne Außenhaut wog 875 gr., der beplante Rumpf dürfte dann max. 1500 gr. wiegen. Mal sehen.
Einen kleinen Nachtrag zum vorhergehenden Bericht muss ich jetzt noch machen. Bevor ich beplankt habe, baute ich die Wellenhosen ein. Diese Wellenhose besteht aus Buchenschichtholz. Zuerst schnitt ich vier Vierkanthölzer, bohrte jeweils ein Durchgangsloch von 6mm, steckte eine Stahlwelle durch jeweils zwei und verleimte sie an den Stirnseiten. Dadurch ergaben sich zwei gleiche Werkstücke. Nun habe ich diese in der Drehbank konisch auf Maß gedreht und danach auf dem Rumpf ausgerichtet und verklebt. Ebenfalls muss noch nachgetragen werden, dass ich den Rumpf mit Glasfasermatten und Epoxyd-Harz bis zur Höhe der Wallschienen laminiert habe, den Rumpf geschliffen und gespachtelt, geschlif….. u.s.w.! Nach diesen Arbeiten montierte ich die Wallschienen auch noch in diesem Baustadion und zwar in der Höhe des Wagendecks.
So, nun geht es mit der normalen Baubeschreibung weiter. Als nächstes wurden die beiden Wellenanlagen eingebaut. Die beiden Wellenböcke sind auch gleichzeitig die äußeren Wellenlager, während innen die Welle mit einem Kugellager gelagert ist. Sämtliche Wellenanlagen und Propeller baue ich schon seit geraumer Zeit selber. ( Beschrieben habe ich das in dem bericht des Zerstörers „USS Kimberly“) Die Propeller sind den Verstellpropeller nachempfunden, aber ohne Funktion. ( Man kann es auch übertreiben! ) Nachdem ich diese Einbauten erledigt habe, goss ich einige kleinere Hohlräume mit Epoxyd-Harz aus, um Eventualitäten ausschließen zu können, Wassereinbruch und so….. ,Du verstehen? Als alles durchgehärtet und trocken war, strich ich das freie Holz mit G4 ein. Das G4 ist eine Art Lack, dringt tief in die Poren ein und macht das Holz gegen Wasser resistent. Wir in unserem Club schwören mit der Zeit auf das G4 und möchten es nicht mehr missen. Informationen dazu bekommen Sie bei uns.
Als nächstes kam die Ruderanlage zum Einbau. Diese Ruderanlage ist von mir selber entwickelt und hat einige Vorteile zu den Gekauften. Einige dieser Vorteile sind, es kann sich nichts mehr verstellen, der Ausbau des Ruders erfolgt innerhalb von Sekunden und der Einbau ebenfalls. Der Nachteil ist der, der Bau und die Montage ist etwas kompliziert und ist Zeitaufwendig. Das kommt alles daher, das ich eine Lehre auf der Lübecker Flender-Werft gemacht habe, abgucken und so. Technische Einzelheiten folgen in Form von Zeichnungen.
Als nächstes musste das Rohr für das Bugstrahlruder eingebaut werden. Da ich in keinem Katalog Bugstrahlruder fand die mir gefielen, oder die die Abmaße hatten wie ich sie brauchte, hieß es auch hier wieder „Selbst ist der Mann!“ Meine Idee war es mit einer art Wasserpumpe zu arbeiten. Das Rohr entstand aus 0,2 mm Messingblech, was ich um einen Holzkern bog und es dann verlötete. Nun musste die Öffnung dem Rohr und das Rohr der Form des Rumpfes angepasst werden. Danach wurde beides verklebt. Die Pumpe stellte ich aus Messing her. ( beachte Zeichnung ) In das Rohr wurde an der Seite eine Öffnung eingefräst, in die die Rohre eingesteckt wurden. Der Einbau der äußere Abdeckung erfolgt später.
Da dieses Schiff im Original Stabilisatoren hatte, dachte ich mir, das müsste man im Modell ebenfalls nachbauen und soll sogar richtig funktionieren. Dazu muss ich sagen, ob ich nun über den mechanischen, oder über den elektronischen weg gehe, weiß ich noch nicht. Die Stabilisatoren sind Flächen, die unter Wasser im Kimmbereich ca. in 40° Winkel, kurz hinter dem Hauptspant, zwischen den Schlingerkielen angeordnet sind. Im Original sind sie über ein elektronisches Kreiselsystem, hydraulisch angetrieben und können bis zu einem Wellengang von 4-5 Metern das Schiff relativ ruhig halten. Bei den ganz großen Fahrgastschiffen und den Supercontainern die bis zu vier, jede Seite zwei von den Flächen fahren, können sie sogar bei Wellenhöhen bis zu 6-7 Meter das Schiff fast ruhig halten. Diese Flächen werden im Modell genauso funktionieren. Sie können über Servos aus- und eingefahren werden und sollen das Schiff bei Schräglage, bei schnell gefahrenen Kurven wieder aufrichten.
Die letzte Arbeit in diesem Bauabschnitt ist die Installierung der elektrischen Leitungen. Wie in meinen vorhergehenden Modellen, lege ich die stromführenden und die Datenleitungen immer getrennt. Meistens liegen die Datenleitungen auf der Backbordseite. Dadurch sind Störungen fast ausgeschlossen. Die Fahrmotoren, die ich schon fest eingebaut habe, sind durch so genannte Hochstromstecker schon fertig mit dem elektrischen Netz verbunden. Die Anschlussmöglichkeiten für die Fahrtenregler und für die Rudermaschine sind auch schon vorhanden. Im vorderen Drittel wird die gesamte Elektronik vorhanden sein. Möglichst weit weg von den Fahrmotoren.
Im nächsten Bericht werde ich über den Einbau der Stabilisatoren, der Pumpe und der Erprobung berichten. Also bis dahin tschüss
„Black Prince“ – die Dritte (Fortsetzung des Bauberichtes)
Nun Ja! Wie im letzten Bericht, will ich nun über die Stabilisatoren sprechen. Der Grundkörper wird in die Öffnung in der Kimm, zwischen den Enden des Schlingerkieles eingesetzt und verklebt, danach wird das Oberteil, mit der gesamten Mimik mit 10 M 2 Schrauben darauf befestigt. Der Bau dieser Mechanik, stellte mich schon vor einige Schwierigkeiten. Denn eins musste mir klar sein. Es muss alles absolut Wasserdicht sein. Dazu muss ich sagen, wie oft ich alles ein- und ausgebaut habe weiß ich nicht mehr. Irgend etwas klemmte immer. Es war manchmal zum verzweifeln. Und was noch dazu kommt, das war die Enge. Eins weiß ich schon heute. Falls ich noch einmal auf die „geniale“ Idee kommen ein Fahrgastschiff zu bauen und das noch mit Stabilisatoren, werde ich die Dinger voll ausgerüstet, als eine Einheit in den Rumpf bauen und nicht hinterher.
Für den kommenden Arbeitsschritt musste der Rumpf noch einmal komplett gespachtelt und geschliffen werden. Diesen Arbeitsgang brauche ich, so glaube ich, keinem Modellbauer groß beschreiben. Nur soviel, eine Woche, oder zwei, ich weiß es nicht. Als nächste Arbeit stand das Bohren der Bulleyelöcher auf dem Plan. Zuerst besprühte ich den Rumpf mit einem Weißen Vorlack aus der Dose. Darauf zeichnete ich grob die Position der Reihen an. Darauf klebte ich Tesakrepp. Tesakrepp hat den Vorteil, dass das Holz nicht so schnell an den Rändern ausreißt.
Nun Zeichnete ich die genaue Position der Bulleyes an. Zum Bohren nahm ich einen sehr scharfen Holzbohrer und bohrte mit sehr hoher Drehzahl. Nachdem ich alle Löcher gebohrt hatte, stach ich auf der Drehbank von 4 mm Messingrohr, 8 mm lange Enden ab. Dat war`n so ungefähr – round about 85 oder mehr Stücker. Diese wurden bündig mit der Außenhaut eingeklebt. Noch einmal alles schön mit Wasserschleifpapier geschliffen. Nun gab ich dem Modell die endgültige Farbgebung. Als nächstes kamen die Gläser für die Bulleyes dran. Aus Achrylglasstäben wurden die hergestellt. Dazu drehte ich den Stab Stück für Stück auf den vorgesehenen Durchmesser und längte sie auf ca. 10 mm ab. Diese Stücke versah ich mit 5-Minuten-Epoxydharz und steckte sie von Außen in die Rohre. Danach vergoss ich alles Bulleyes von Innen mit Epoxydharz, denn ein von mir geprägter Leitsatz lautet und sollte auch für jeden Schiffsmodellbauer relevant sein: „Hast Du Wasser im Schiff und Wände, kommt für´s Modell schnell das Ende!“ Und das wollen wir ja nicht. (Außer die U-Bootfahrer).
Der nächste Schritt war: vorbereitende Arbeiten für die Beleuchtung im Inneren. Dazu mussten die Decks und einige Einbauten die nötig waren dazu kommen. Danach folgte die Verglasung der oberen Fenster. Für die großen Fenster entschied ich mich, nachdem ich noch einmal die Fotos und die Pläne studiert habe den einfacheren Weg. Ich klebte einfach nur Plexiglas von hinten dagegen. Die Kabinenfenster darüber wurden aus 3 mm Plexiglas geschnitten und mit einem halben Millimeter Überstand über der Aufbauwand eingeklebt. Die Bar mit Pool auf dem Achterdeck und die Disco ein Deck darunter wurden jetzt eingebaut. Als nächster Arbeitsschritt war nun der Bau der Aufbauten mit dem Schornstein dran. Alle aufbauten wurden aus 0,8 – 1,0 mm starken Bootsbausperrholz hergestellt. Die Aufbauwände passte ich genau an die Decks an. Der Bau der Kommandobrücke stellte mich dann auch noch vor eine etwas schwierige Aufgabe. Dieser kleine Erker vorne an der Stirnseite.
Als nächstes kam ein Brückennock an die Reihe. Den baute ich aus zwei Schichten 0,5 mm Sperrholz her. Dann verlor ich die Lust. Vielmehr nahm mich der Schornstein, oder soll ich lieber sagen das Kunstgebilde, in den Bann. Dieser Schorn- oder ich weiß nicht was man dazu sagen soll, forderte mein ganzes Geschick und eine menge Gehirnschmalz. Wie ich den nun fertig brachte? Soll das nun ein Baubericht oder ein Buch über ein „Lebenswerk“ werden? Nach zirka zweieinhalb Wochen kam ich das erste mal dazu ihn zu lackieren. Als er nun fertig war, sah das Schiff erst richtig gut aus. Leider musste ich mich auch in dieser zeit um mein anderes Objekt kümmern. Und das ist der Bulkkarrier. Also blieb die Black Prince erst einmal liegen. Ein Klubkamerad, der in der Hamburger „Miniaturwelt“ arbeitet, fragte mich ob ich eventuell daran interessiert wäre sie zu verkaufen. Und ich muss gestehen, ich tat es. Ich fand es faszinierend, dass mein Modell dort einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt wird. Das Modell ist fertig gebaut und soll nun irgendwann, ich hoffe noch in diesem Jahr, das erste Mal schwimmen. Wenn das passiert, bin ich dort.
Ich hoffe, das es noch lange dort seinen Dienst tut und den Menschen viel Spaß macht. Ich wünsche ihr und ihrer Elektronik allzeit eine gute Fahrt und immer einen Fingerbreit Wasser unter dem Kiel.
PS: Heute schwimmt dieses Modell im Miniatur Wunderland in Hamburg
Bericht und Fotos:
Friedrich Günther