Im November 2001 wollte ich mit meinem Modell „Nella Dan“ beim „Nicolausfahren“ im Rendsburger Hallenbad anmelden und natürlich mitfahren. Das klappte zwar wie immer, aber zum X-ten male musste ich mir anhören „Bau doch mal kleinere Schiffe!“ Ist ja auch verständlich! Die „Nella Dan“ wiegt ja immerhin ca. 28 kg. Alleine zu transportieren ist da ein wenig schwierig, nicht allein wegen des Gewichtes, sondern auch wegen der Ausmaße. Also gut, dachte ich mir, dann baue ich eben ein Modell, was man so „unter den Arm nehmen kann! Also „grübel“ – ca. nen Meter lang und ideal wäre es nicht über 3 – 4 kg schwer. „Mensch!“ dachte ich, da habe ich mal als Junge ein Wilhelmshavener Modell gebaut, genau wie meine „Nella Dan“. Jo, das war doch die „Z 1“! Ein Zerstörer der berühmten „Fletcher“ Klasse. Also, bei „Scheuer und Strüver“ angerufen und nachgefragt. Das Modell war noch im Programm. Also hin und den Modellbaubogen gekauft. Ideal! Die Maße des Schiffes wären dann wie folgt:
Länge 1150 mm,
Breite 120 mm,
Tiefgang 40 mm ,
Nettogewicht 2050 gr.,
Einsatzgewicht 2500 gr.,
Maßstab 1:100
Dann die Suche im Internet nach einem passenden Original. Und dabei stieß ich auf der Homepage Side der US-Navy, unter der Rubrik „Fletcher“ auf mein Traumschiff. Mit allen Angaben und einigen Fotos.
Die USS „Kimberly“, wurde von der Werft Bethlehem Steel, Staten Island erbaut. Die Kiellegung war am 27. Juli 1942, der Stapellauf erfolgte am 4. Februar 1943 und die Indienststellung erfolgte am 22. Mai 1943. Die Kimberly war bis zum Jahr 1945 im Pacific stationiert, war dort in der Begleitflotte für die USS „MISSOURI“. Sie begleitete sie auch nach der Kapitulationsunterzeichnung der Japaner wieder nach Amerika, wo sie am 5. Oktober 1945 ankam. Am 22. Juni 1967 wurde sie ausgeflaggt und nach Taiwan verkauft. Der heutige Verbleib ist leider nicht bekannt.
Nun zum Bau! Zum Bau? Hey! Ich brauche ja die Pläne. Also, auf Suche gehen. Da gibt es ein kleines Buch, das heißt „DD Fletcher in Action“. Ans Telefon, anrufen, fragen, vergessen. Das Buch ist vergriffen und wird wahrscheinlich nicht wieder aufgelegt. Andere Bücher über diesen Typ? Fehlanzeige! Andere Bücher, auch nicht anders. Sch…..! „So mein lieber Alter! Nun bist Du wieder gefragt“. Die Maße hatte ich. Das Gewicht auch. Nun ist nur noch der Völligkeitsgrad von Wichtigkeit. Taschenrechner raus und rechnen. Ey! das wird heikel. Aber wie zum Teufel sieht das Unterwasserschiff eigentlich aus? Einfach was bauen, nee! Kataloge gewälzt. Stop! Die Firma „Tamiya“ hat den Fletcher im Programm. Bei S.+S. angerufen, den Kasten bestellt und gestaunt. Klasse!
Da ich ja so ein „bisschen“ Ahnung von der Materie habe, sah ich gleich, das ist der richtige Rumpf. Nun hieß es nur noch den Spantenriss zu zeichnen. Zwei Abende später, es war mittlerweile schon Mitte Dezember, kopierte ich die Spanten auf Umweltpapier. Spanten ausschneiden, mit Holzleim auf 2 mm Sperrholz kleben und aussägen. Der Rumpf hat 6 wasserdichte Abteile. Der Kiel besteht aus 3 mm Sperrholz, die Rahmenspanten, die Stringer und die Wrangen aus 2 mm, die Außenhaut aus 1 mm und das Deck ebenfalls aus 1 mm Sperrholz. Ich habe die „Überkopf“-Methode angewendet.
Als das Spantengerüst stand, habe ich alle Kabel und Leitungen und die Stevenrohre, die ich grundsätzlich selber herstelle, wie auch die Schrauben ect., eingebaut und dann wurde alles beplankt, geschliffen und mit einer dünnen Matte und Epoxyd überzogen. Nun kam der spannende Moment, da ich den Rumpf vom Helgenbrett löse. Wo bin ich mit dem Gewicht? Eine Briefwaage sollte das Rätsel lösen. Vorsichtig drauflegen und…….. meine Erwartungen wurden bestätigt, ja, sie lagen noch weit darunter! 381 gr. wog das Teil nur. Und so ging es Schritt für Schritt weiter. Die Aufbauten erstanden zu Hause aus einem recht festen Bastelkarton, wie auch der Torpedosatz, die 40 mm Doppelflag, sowie auch die Wasserbombenablaufstation. Die fünf Türme der Hauptatellerie erbaute ich aus Sperrholz, die Rohre drehte ich aus Aluminium. Nun kam das Wiegen dieser Teile. Jedes Geschütz wog nur 9,5 gr. Die Reling stellte ich ebenfalls selber her. Sie verschlang 9 Meter 0,5 mm Messingdraht. Insgesamt verbaute ich ca. 11 Meter diesen Drahtes. Als das Modell fertig war, ohne Akkus, war ich bei einem Gewicht von 1665 gr. Der Akku wog ca. 581 gr.
Jetzt musste ich das Ganze noch austrimmen. Ich jubelte, hatte ich mit meinen Berechnungen bei dem Bau recht gehabt. Am 14. April 2002 ließ ich meine KIMBERLY zum ersten mal fahren. Ein wunderschönes Fahrbild. Selbst bei voller Fahrt liegt die Kränkung im Limit. Ich bin zufrieden!
Ganz im Vertrauen: das nächste Schiff wird ein japanischer Zerstörer!
Bericht und Fotos: Friedrich Günther